Eröffnung Info-Lounge + Premiere der Ausstellung

UNESCO-Welterbe "Siedlungen der Berliner Moderne" (DE/EN)

Freitag, 11.10.2019, 10 Uhr
Eröffnung von Festivalzentrale und Info-Lounge
Premiere und Vernissage der Wanderausstellung zum
UNESCO-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“

Ort: BHR OX bauhaus reuse
Mittelinsel Ernst-Reuter-Platz, 10587 Berlin-Charlottenburg
Anfahrt: U2 bis Ernst-Reuter-Platz;
Öffnungszeiten: Fr – So 11. – 13.10., 10 – 18 Uhr;
Partner: zukunftsgeraeusche GbR (Betrieb Festivalzentrale und Info-Lounge)
Ben Buschfeld, buschfeld.com – graphic and interface design (Ausstellung)

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Oberste Denkmalschutzbehörde
bei der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Sie ist ein Beitrag im
Rahmen des Sharing Heritage-Programms im Europäischen Kulturerbejahr 2018
und soll an wechselnden Ausstellungsorten gezeigt werden.

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Grußwort und Einführungen

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  • Grußwort: Gerry Woop,
    Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
  • Einführung zur Ausstellung: Ben Buschfeld, buschfeld.com
    Gestalter, Autor und Initiator der Ausstellung +
    Gestalter, Co-Kurator und Kommunikations-Beauftragter der Triennale
  • Einführung zur Triennale: Robert K. Huber, zeitgeraeusche GbR,
    Betreiber und Mit-Initiator von BHR OX bauhaus reuse, Kurator der Triennale

 

Zum Konzept der Ausstellung

Im Juli 2008 wurde sechs Berliner Siedlungen gemeinsam als UNESCO-Welterbe eingetragen. Sie stehen sinnbildhaft für das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Umfeld der frühen Moderne und geben historische Antworten auf Fragen, die sich in vielen Metropolen Europas bis heute stellen: Wie wollen wir leben? Wie kann lebenswerter Wohnraum entstehen? Und was kann die Politik dazu beitragen?

In all diesen Punkten lieferte der reformorientierte Wohnungsbau in Berlin gänzliche neue Maßstäbe. Die auf sieben Bezirke verteilten Wohnanlagen dürfen damit zurecht als Berlins wichtigster Beitrag zur internationalen Architekturgeschichte gelten. Ihnen ist eine Wanderausstellung gewidmet, die alle sechs Siedlungen einzeln vorstellt. Sie wird im Rahmen der Triennale der Moderne erstmalig präsentiert und repräsentiert (neben verschiedenen Tourangeboten) das Berliner Welterbe der Moderne, dessen Vermittlung auch Anlass war, die „Triennale der Moderne“ im Jahr 2013 als neues Format überhaupt aus der Taufe zu heben.

Die leicht transportable Ausstellung ist zweisprachig (in Deutsch + Englisch) realisiert und besteht aus einem Satz von sechs bebilderten Ausstellungstafeln, die anschließend durch die verschiedenen Bezirke und andere europäische Zentren des Neuen Bauens wandern sollen. Alternativ zu den hier im gezeigten festen Ausstellungstafeln existieren außerdem eine Version aus leicht transportablen Rollup-Bannern. Die Ausstellung ist modular aufgebaut und kann durch ein oder mehrere zusätzliche Thementafeln ideen- und baugeschichtliche Querbezüge zu lokalen Pendants anderer Städte, speziellen Jubiläen oder ähnlichen Querschnittsthemen herstellen. Dies geschieht auch im Rahmen der Triennale, für die ein spezielles Modul mit Kontext-Bezügen zum Bauhaus-Jubiläum 2019 erstellt wurde.

Die Erstellung der Ausstellung wurde im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahrs (European Cultural Heritage Year) und des Sharing Heritage-Programm von der Obersten Denkmalschutzbehörde der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa gefördert. Weitere Drittmittel wurden von der Deutsche Wohnen SE beigesteuert, die heute einen Großteil der Bestände in vier der sechs Welterbe-Siedlungen besitzt.

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Geschichtlicher Hintergrund

Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs das heutige Berlin dramatisch. Seit 1850 hatte sich Bevölkerung im Zuge der Industrialisierung rund alle 25 Jahre verdoppelt. Das erst 1920 durch die Vereinigung mehrerer aneinander angrenzender Gemeinden entstandene „Groß-Berlin“ war quasi über Nacht mit 3,8 Millionen zur drittgrößten Metropole der Welt geworden.

Diesem Zuzug stand ein dramatischer Mangel an Wohnraum gegenüber. Besonders in den hoch verdichteten Arbeiterquartieren herrschten katastrophale hygienische Verhältnisse. Der dominierende Wohnungstyp waren fünfgeschossige Gebäude in „Blockrandbebauung“. Das Innere dieser, oft als „Mietskasernen“ bezeichneten Komplexe wurde über gestaffelte Hinterhöfe erschlossen und war oft dunkel und schlecht belüftet. Wohnungen waren hoffnungslos überbelegt, Krankheiten wie Tuberkulose an der Tages­ordnung. Der Bedarf an neu zu schaffenden Wohnungen wurde auf rund 350.000 Einheiten geschätzt. Eine Aufgabe, die von der Politik völlig neue Modelle forderte.

Abhilfe sollten städtische Baugesellschaften schaffen. Sie waren oft gewerkschaftlich, gemeinnützig oder genossenschaftlich organisiert. Mit Einführung der „Hauszinssteuer“ wurden wohlhabende private Grundstückseigentümer an der Finanzierung des öffentlichen Wohnungsbaus beteiligt. Die Vergabe von Mitteln aus der neuen Steuer wurde aber – politisch klug – an die Einhaltung klar definierter Mindeststandards geknüpft, welche die Größe, Aufteilung und Ausstattung der Wohnungen bestimmten. Unter dem Motto „Licht, Luft und Sonne“ entstanden vor allem in den grünen Randbezirken in großer Zahl zwei- bis dreigeschossige Siedlungen. Sie verfügten meist über sorgfältig geplante Freiflächen und oft auch über eigene Hausgärten. Um die Baukosten niedrig zu halten, setze man auf rationelle Grundrisse, normierte Bauteile und moderne Baustellenlogistik.

Die meisten Siedlungen überlebten den Krieg relativ unbeschadet und gelten bis heute als Blaupause eines sozialen, stadtnahen und abwechslungsreichen Wohnungsbaus. Ab Ende der 1970er Jahre setzten wissenschaftliche Bestandsaufnahmen ein, die dann ab Mitte der 1980er in erste Restaurierungsarbeiten und zahlreiche Ensemble-Einträge in die Berliner Denkmalliste mündeten. Im Sommer 2008 wurden sechs besondere herausragende Anlagen aus der Zeit zwischen 1913 und 1934 gemeinsam zum UNESCO-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“ ernannt:

 

  • 1. Gartenstadt Falkenberg (1913 – 16)
    [Falkenberg Garden City]
  • 2. Siedlung Schillerpark (1924 – 30)
    [Schillerpark Estate]
  • 3. Großsiedlung Britz/Hufeisensiedlung (1925 – 30)
    [Large Housing Estate Britz / Horseshoe Estate]
  • 4. Wohnstadt Carl Legien (1928 – 30)
    [Carl Legien Housing Estate]
  • 5. Weiße Stadt Reinickendorf (1929 – 31)
    [White City Reinickendorf
  • 6. Großsiedlung Siemensstadt (1929 – 34)
    [Siemensstadt Large Housing Estate]

Im Rahmen der Triennale der Moderne werden diverse Führungen angeboten.
Infos finden Sie im Programm zum Berliner Triennale Wochenende 11.-13.102019

Erweiterungsoptionen

Die Wanderausstellung ist modular aufgebaut, d.h. sie kann durch hinzukommende Tafeln themenorientiert erweitert werden. Auch weitere landessprachliche Übersetzungen sind auf Basis von entsprechenden Drittmitteln möglich. Sinnvolle und wichtige Bezüge sind/wären etwa:
– der 100. Geburtstag des Bauhauses 2019
– der Zusammenschluss Groß-Berlins 1920
– das Erbe der Industriekultur, der sogenannten Berliner „Elektropolis“
– der Wohnungsbau der 1950-70er-Jahre (Hansaviertel, Gropiusstadt etc.)
– die Herausforderungen des heutigen Wohnungbaus
– andere Zentren des Neuen Bauens, z.B. Frankfurt, Stuttgart, Magdeburg
– vergleichbaren Entwicklungen in Europa, z.B. in Wien, Rotterdam, Breslau
– internationale Verwandte: International Style, Tel Aviv, Russ. Moderne
– die Exiljahre und Aktivitäten einzelner Akteure (z.B. Bruno Taut in Japan)

 

English summary

In July 2008, six social housing projects from the 1920s were jointly registered as a UNESCO World Heritage Sites entitled „Berlin Modernist Housing Estates“. They symbolize the social, economic and political environment of the emerging modern movement in Europe and provide historical answers to questions that still arise in many European metropolises today: How do we want to live? How can we make living space worth living in? What can politics contribute to this?
The erection of these housing estates is considered to be Berlin’s most important contribution to international architectural history. This is why, a bilingual (German + English) and lightweigth travelling exhibition has been designed. It consists of a set of comprehensively illustrated exhibition boards and banners, which might wander through various international centres of emerging modernism that share a simular history. The exhibition has a modular structure and can create cross-references to the ideas and architectural history of local counterparts in other cities, special anniversaries or similar topics by means of additional theme panels.
The exhibition was funded by the Berlin Senate Department for Culture and Europe and is part of the Sharing Heritage programme that formed an integrated part in the European Cultural Heritage Year. It has been designed and written by the long-term designer and co-curator of this year programme of the Triennale der Moderne.

 

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